Coaching-Q&A: Wie stärke ich meine Selbstführung?

Eine junge Frau zeigt selbstbewusst in die Ferne, im Hintergrund ein bewölkter Himmel, ihre Haare flattern im Wind.

„Führ’ dich selbst, sonst führen dich alle.” Diesen Spruch habe ich vor Jahren auf meinem Instagram-Kanal geteilt. Damals steckte das Thema Selbstführung noch in den Kinderschuhen, heute ist es präsenter denn je. Selbstführung ist für dich als Selbständige:r besonders wichtig: Wer, wenn nicht du selbst, sollte dich führen?

Als Selbständige:r bist du deine eigene Führungskraft und dieser Artikel ist die Einladung an dich, diese Rolle mit Leben zu füllen. Du bekommst konkrete Tipps und Tools an die Hand, wie du dir selbst eine gute Führungskraft bist, damit du mit deinem Coaching-Business (noch) erfolgreich(er) wirst. 

Was bedeutet Selbstführung? 

Auf karrierebibel.de wird Selbstführung wie folgt definiert: „Wer sich selbst führen kann, handelt eigenverantwortlich, legt selbst Ziele und den zu beschreitenden Weg fest und überprüft von Zeit zu Zeit sein Handeln.”  

Selbstführung bedeutet, dass du entscheidest, wo es lang gehen soll und welche Ziele du anvisieren willst. Dich mit deinen Zielen auseinanderzusetzen, bedeutet, dass du das Steuer deines Coaching-Businesses in der Hand hältst. Sie sind ein Tool, um deine Selbstständigkeit bewusst zu gestalten.  

Meiner Erfahrung nach, lohnt es sich bei der Zielformulierung konkret zu werden: Bis wann möchtest du das Ziel erreicht haben? Wie soll das Ergebnis genau aussehen? Ein Beispiel könnte so lauten: „Im Jahr 2025 mache ich mit meinem Coaching-Business 90.000 Euro Nettoumsatz” oder „Ich coache 20 Kund:innen in 2024 und alle sind von der Zusammenarbeit begeistert.” 

Mit den eigenen Zielen arbeiten 

Dir die Frage nach deinen Zielen zu stellen und sie aufzuschreiben, kann bereits einiges bewirken. Es können dabei Widerstände oder Unsicherheiten auftauchen, zum Beispiel in Form von Selbstzweifeln oder der Frage: „Wie soll ich das schaffen?”  

Abhilfe kann eine spielerische Einstellung schaffen – die zugegebenermaßen häufig erstmal eingeübt werden will: „Ich arbeite mit meinen Zielen und nicht sie mit mir.” 

Bedeutet: Du darfst deine Ziele mit gutem Gewissen verändern oder streichen, falls sie nicht mehr zu dir passen oder du merkst, dass sie nicht machbar sind. Wenn du zum Beispiel im Verlauf von 2025 erkennst, dass das Ziel mit den 90.000 Euro Nettoumsatz nicht schaffbar ist, kannst du das Ziel anpassen. Wenn du merkst, dass du die 15 Kund:innen bereits im 2. Quartal von 2024 erreicht hast, passe dein Ziel an. Deine Ziele sind weder in Stein gemeißelt, noch sollen sie Druck erzeugen, sondern dich dabei unterstützen, dich und deine Selbständigkeit klar auszurichten. 

Eine Dartscheibe mit verschieden beschriften Post-its.

Gute Zeitpunkte, um dich mit deinen Zielen zu beschäftigen, sind zum Beispiel der Jahresanfang, die Jahreshälfte und das Jahresende

Das ist deine Gelegenheit dir etwas Zeit zu nehmen und die folgende Frage schriftlich zu beantworten: 

Welche Ziele will ich kurz-, mittel- und langfristig anvisieren?  

Deine Ziele können sich zum Beispiel auf deine persönliche Entwicklung als Coach:in beziehen und / oder auf deine Selbständigkeit, wie deinen Umsatz, deine Sichtbarkeit, deine Akquise, dein Marketing, deine Kund:innen, Arbeitsroutinen etc. 

Ziele ohne Handeln sind nur Wunschdenken 

Wenn du im 1. Schritt entschieden hast, wohin es gehen soll, geht es im 2. Schritt in die Umsetzung. Dazu leitest du für jedes deiner Ziele konkrete Handlungsschritte ab. Das können einmalige Handlungen und Routinen sein.  

Wenn dein Ziel zum Beispiel lautet, in 2025 90.000 Euro Nettoumsatz zu erreichen, stellt sich die Frage, was du konkret tust, um dieses Ziel zu ermöglichen. 

Folgende Handlungsschritte sind denkbar: 

  • Ich plane wöchentlich Zeit für Akquise in meinen Kalender ein. 
  • Ich mache mich 2-mal pro Woche auf der Online-Plattform xy sichtbar und hole meine Zielgruppe mit relevanten Inhalten ab. 
  • Ich spreche mit 10 Menschen über Kooperationsmöglichkeiten. 
  • Ich schreibe 5 Artikel für Blogs, auf denen meine Zielgruppe unterwegs ist. 
  • ...  

Ich empfehle dir, dich einerseits in deinen Handlungen herauszufordern und mutig aus deiner Komfortzone herauszugehen und Neues zu wagen, und andererseits in deinen bekannten Gefilden aktiv zu werden. Zum Beispiel indem du dein Umfeld aktivierest oder Dinge tust, die bereits in der Vergangenheit gut funktioniert haben, um ein ähnliches oder gleiches Ziel zu erreichen. 

Selbstführung braucht deine Selbstkenntnis 

Selbstführung beinhaltet auch, dass du dich selbst gut kennst und Verantwortung für dein Denken, Fühlen und Handeln übernimmst: Anstatt anderen Menschen oder den Umständen die Schuld am Ergebnis zu geben, siehst du dir deinen eigenen Anteil an. Dadurch wählst du nicht den Weg in die Opferrolle, sondern stärkst deine Einflussmöglichkeit und findest leichter Lösungen. 

Ein starkes Tool, um Zugang zu dir selbst, deinen Gedanken und Gefühlen zu bekommen, ist Journaling. Journaling ist eine Schreibmethode bei der du deine Gedanken, Gefühle und Erlebnisse aufschreibst, um in die Selbstreflexion und in der Folge in die Selbsterkenntnis zu kommen. Du kannst einfach drauf los schreiben oder Selbstreflexionsfragen nutzen, um dir selbst auf die Schliche zu kommen.  

Die folgenden Fragen unterstützen dich: 

  • Welche Ziele habe ich bereits erreicht und wie habe ich das konkret möglich gemacht? 
  • Was läuft in meiner Arbeit als Coach:in gut? 
  • Was läuft anders als gewünscht? 
  • Woran liegt es, dass x gut und y noch nicht so gut funktioniert?  
  • Welche Gedanken und Handlungen kann ich bewusst einsetzen, um eine positive Veränderung zu bewirken? 

Gerade die letzte Frage zielt auf deine Eigenverantwortung ab: Du kannst zum Beispiel denken, dass es sowieso keinen Sinn macht, dir ein Umsatzziel zu stecken, weil du glaubst, es eh nicht erreichen zu können. Du ignorierst das Thema und machst weiter wie bisher. Oder du kannst denken, dass du es ausprobieren und mehr über das Thema Akquise und Marketing lernen möchtest. In der Folge kaufst du dir zum Beispiel ein Buch oder holst online weitere Infos ein. Im zweiten Fall bist du offen für Neues und handelst entsprechend. Wichtig ist, dich immer wieder daran zu erinnern, dass du die Wahl hast, wie du denkst und handelst, und das wiederum Auswirkungen auf deine Ergebnisse hat. 

Eine Frau sitzt an einem Tisch und schreibt in ein Journal.

Fördere dich selbst 

Im besten Fall erkennt eine gute Führungskraft die Potenziale ihrer Teammitglieder und unterstützt sie dabei, sie zu entfalten. Als deine eigene Führungskraft ist es deine Aufgabe, dich selbst zu fördern. 

Indem du dich in deiner Arbeit beobachtest und erkennst, was dir besonders leichtfällt oder viel Freude bereitet, kannst du Entwicklungsfelder ausfindig machen. Darüber hinaus kannst du Feedback von Außenstehenden einholen, das können Freund:innen, Kolleg:innen, Familie oder Kund:innen sein. Du kannst sie zum Beispiel fragen, worin du aus ihrer Sicht besonders gut bist oder welche Stärken ihnen auffallen, die für dich vielleicht selbstverständlich sind. All das können Anhaltspunkte für deine persönliche und berufliche Entwicklung sein. Sei es, dass du dir ergänzende Themenfelder oder neue Aufgabengebiete erschließt oder neue Angebote entwickelst. 

Bin ich auf dem richtigen Weg? 

Du setzt dir also Ziele, kommst in die Umsetzung und übernimmst Verantwortung für deine Gedanken, Gefühle und Handlungen – deine Selbstführung ist stark. Doch woran erkennst du, ob du auf dem richtigen Weg bist? 

Hier sind deine Gefühle gefragt: Fühlst du dich auf deinem Weg, so wie du dich fühlen willst? Ich meine damit nicht, dass du dich immer gut, leicht und super fühlen musst, denn ich denke, auch herausfordernde Phasen gehören zu einer Selbständigkeit dazu. Es geht vielmehr um ein tieferes Grundgefühl. Hier ist deine Ehrlichkeit dir selbst gegenüber gefragt und, solltest du feststellen, dass du nicht auf dem richtigen Weg bist, dass du den Mut aufbringst Kurskorrekturen vorzunehmen, um dich und deine Selbständigkeit in eine neue Richtung zu führen.  

Das kann bedeuten, dass du zum Beispiel deine Positionierung, deine Angebote, deine Zielgruppe/n, deine Preise oder deine gesamte Selbständigkeit änderst. Auch wenn dich solche Veränderungen vielleicht verunsichern, möchte ich dich dazu einladen, mutig dafür loszugehen. 

Was sind deine nächsten Schritte in Sachen Selbstführung? 

Du hast Fragen rund ums Coaching? Dann schick uns eine E-Mail an redaktion@psylife.de oder schreib uns auf Social Media. In unserer Artikelserie „Coaching-Q&A“ beantwortet Stefanie Jungbauer deine Fragen und verrät dir Tipps aus ihrer Coaching-Praxis. Du findest alle Teile der Reihe hier